Kapitel 3

Kapitel 3

 

Alec dröhnte der Kopf. Er schien gleich zu explodieren und seine Sicht war verschwommen. Benommen griff sich Alec an den Kopf und strich sich die Haare aus seinem Gesicht. Er keuchte und langte mit beiden Händen nach dem Barhocker neben ihm um sich daran aufzuziehen. Etwas wackelig auf den Beiden schaute Alec um sich und fand eine Bar vor, die aussah wie ein Ort nach einem Massaker. Überall lagen umgekippte Flaschen, nicht die Hälfte davon noch ganz, ein Blutfleck am Boden wo Alec kurz zuvor noch gelegen hatte und eine halb ausgehängte Eingangstür.

 

Alec torkelte in die Vorratskammer, öffnete den Kühlschrank und suchte nach einem Pack Milch. „Was?! Keine Milch im Haus? Was ist denn das für eine kaputte Hütte…“, murrte Alec und schlug die Kühlschranktüre wieder zu. Er wandte sich langsam der Eingangstür, beziehungsweise dem verbliebenen Rahmen zu und verliess die Bar Dark Poker. Gleich links neben der Bar fand er sein geliebtes Auto wieder und tätschelte das Dach. Da fiel ihm plötzlich das Geschehene von letzer Nacht wieder ein und wie sein Chevrolet kurz danach ausgesehen hatte. Verdutzt schaute er sich seine Karre nochmals genauer an und musste feststellen, dass sie wie neue ausschaute. „Ahhh… Danne hat sie ja repariert. Dafür lade ich Ihn mal auf was zu trinken ein…“ Und da dachte er an die vielen Flaschen in der Bar. „Mein Gott! Ich weiss schon wieso mir der Kopf dröhnt! Danne ist bestimmt sauer gewesen und hat mir deshalb eine gehauen. Naja… Verdient hätte ich es ja. Aber wo steckt der Kerl eigentlich?“ Seit Alec aufgewacht war, war Danne verschwunden gewesen. Doch Alec kümmerte sich nicht gross darum und stieg in sein Auto. „Der wird schon wieder kommen. Und wütend ist er dann sicher auch nicht mehr…“ Insgeheim hoffte Alec dies allerdings auch schwer. Er wollte sich nicht vorstellen, wie Danne reagieren würde, wenn er Alec nicht betrunken anträfe. Alec drehte den Zündschlüssel und startete den Motor, legte den ersten Gang ein und fuhr los.

Das Gefährt brauste durch die dürre Landschaft, vorbei an den alten verkommenen Häusern und Fabrikanlagen. Das Alec seinen Rausch noch nicht ausgeschlafen hatte, kümmerte ihn wenig. Dafür wollte er sich ein kurzes Bad an seinem Lieblingsort gönnen. Alec drehte die Musik an und liess „Down the sickness“ von Korn laufen. Er nickte energisch mit dem Kopf im Takt der Musik, was er aber bald bleiben liess, als sein Kopf noch extremer zu schmerzen begann.

Das Lied war vorbei und das nächste hallte durch das Auto. Alec kurbelte das Fenster hinunter und legte lässig seinen Arm darauf. Die alten Fabrikanlagen und den staubigen Boden hatte Alec schon lange hinter sich gelassen und hohes Gras mit einem schmalen Weg eröffnete sich Alec`s Augen. Die Grashalme schlugen gegen die Scheiben und Alec nahm schnell seinen Arm wieder runter, als die ersten Halme seinen Arm zu zerschneiden begannen. Der kühle Fahrtwind liess Alec etwas klarer sehen und nun bekam er Durst und griff auf der Rückbank nach einer Flasche stillem Wasser. Mit einer Hand am Lenkrad und mit der anderen die Flasche an seinen Mund haltend brauste er über die Landschaft.

Vor ihm kam langsam das Meer zum Vorschein. Die Sonne spiegelte sich in den Fluten und das Wasser war durch den nie endenden Horizont vom hellblauen, wolkenlosen Himmel getrennt.

Alec parkierte sein Chevrolet Impala unter einem Baum wie immer und schlenderte, beziehungsweise torkelte zum Strand hinunter. Die Wellen schlugen gegen die Brandung und wiederspiegelten die Strahlen der Sonne. Alec zog sein Shirt aus, roch daran: „Ach… Könnte auch wiedermal eine Waschung vertragen…“ Er warf es zur Seite, zog seine Schuhe und Socken aus, knöpfte seine Hose auf und streifte sie über seine muskulösen Beine. Ein leises Pfeifen liess Alec aufhorchen. Noch mit einem Bein in der Hose drehte er sich hüpfend um und erblickte eine Frau mit kurzen Haaren, einem straffen flachen Bauch, weiblichen Rundungen und einem extremen Vorbau. Sogar Alec, dem Frauen eigentlich egal waren, viel dies gleich ins Auge. Langsam zog er sein verbliebendes Bein aus der Hose und warf auch diese zur Seite. Etwas verwirrt legte Alec den Kopf schief und erkannte in der Frau, die vor ihm stand, die Frau die er paar Tage zuvor, an der exakt gleicher Stelle baden gesehen hatte.

„Wie heisst du?“, wollte die Schönheit wissen. Alec schüttelte den Kopf blickte arrogant hinter seinen pechschwarzen Haaren hervor. „Das geht dich einen feuchten Dreck an.“, erwiderte er und machte Anstalten ins Wasser zu gehen. Empört kickte die Frau in den Sand und traf damit Alec`s Rücken. Genervt drehte sich Alec um und fauchte die Übeltäterin an: „Was glaubst du wer du bist hä? Glaubst du kannst hier einfach auftauchen und die Wichtigtuerin spielen?! Ne, nicht mit mir!“ Er wollte schon weiter laufen als die Kurzhaarige zischte: „So springt man nicht mit einer Dame um!“ – Einer Dame? Tut mir leid, ich sehe hier keine Dame!“, antwortete Alec bissig. Das war zu viel des Guten und die Frau keifte ihn an: „Du Wiederling! So spricht man nicht mit mir!“ – „Du hast doch angefangen und wolltest einen Streit anzetteln.“ – „Ich… Habe dich nur nach deinem Namen gefragt.“, knurrte die Frau mit zusammen gekniffenen Augenbrauen. „Hab ich doch gesagt, dass er dich nichts angeht.“ Gereizt beendete Alec somit das Gezeter der Frau und sprang in die Fluten. Immer noch brodelnd vor Wut machte die Schönheit kehrt und lief einen Weg die Klippen hoch. Allerdings konnte sie nicht umhin nochmals einen Blick über die Schultern zu werfen und ihre Augen über den makellosen, unbehaarten Körper Alec`s wandern zu lassen, wie er da gegen die hohen Wellen kämpfte. Doch da kam ihr die Unterhaltung von vorher wieder in den Sinn und lief mit erhobenem Kopf zügig den steilen Weg hinauf.

 

Alec schwamm im perfekten Kraul weiter ins Meer hinein. Seine kräftigen Arme bahnten sich einen Weg durch die Wassermassen, die Beine gesteckt hinter sich. Mit feinen auf-ab-Bewegungen seiner Füsse liessen sie seinen Körper schnell durchs Salzwasser gleiten. Kurz bevor eine grosse Welle über seinen Kopf hinweg schoss, tauchte Alec unter und hielt die Luft an. Er tauchte in die Tiefe, liess ein paar Luftblasen aufsteigen und schoss schliesslich selbst wieder hinauf zur Wasseroberfläche. Sein Gesicht teilte das Wasser und seine Haare spritzen nach hinten, als Alec seinen Kopf nach hinten warf und mit den Händen das Nass von seiner Haut wischte. Die Sonne blendete ihn und Alec musste mehrfach blinzeln. Um den hellen Strahlen zu entgehen legte er sich mit geschlossenen Augen auf den Rücken und liess sich von der Strömung treiben. Er atmete so flach, dass konstant ein wenig Luft in seinen Lungen blieb, die ihm den Auftrieb gewährten. Er verharrte eine Weile in dieser Position und lauschte dem Lied des Ozeans. Alec hörte das Rauschen der Wellen und das prasselnde Wasser, welches zurück ins Meer fiel, nachdem es an die Klippe geprescht war. Ein feines Rauschen entstand durch die ständig aufsteigenden Luftblasen und Alec konnte sich selber atmen hören. Das Meer beruhigte ihn jedes Mal und der frische Duft des Salzwassers liess ihn entspannen.

Er dachte an den Abend im Stützpunkt von White Deer und fragte sich, ob es nicht klüger gewesen wäre, den Abschaum Hoshiro nicht gleich zu töten, sondern ihn als Gefangener zu nehmen oder zuerst die Mitglieder von White Deer nieder zu metzeln und sich dann anschliessend wieder Mizuka Hoshiro zuzuwenden.

„Hach… Nützt doch alles nichts. Passiert ist passiert und ändern kann ich es auch nicht mehr.“

Ein Ziepen an seiner Wange liess Alec seine Augen öffnen und fasste sich mit einer Hand an die juckende Stelle. Er ertastete eine Schnittwunde, die im Meerwasser desinfiziert wurde. Sie war entstanden, als ein Messer im Kampf gegen White Deer an seinem Kopf vorbei gesaust war. Der junge Mann rieb sich die Wunde und scheuerte die heilende Kruste auf. Der Schmerz entflammte wieder und Alec`s Auge zuckte. „Schön. Wieder eine Narbe mehr. Was solls.“

Dies war eine Tatsache. Alec`s Körper war übersät von kleinem und grossem Narbengewebe. Es war bei den jahrelangen Kämpfen und Trainings entstanden, die ihn zu dem gemacht haben, was er jetzt war. Jede Narbe hatte seine Geschichte, doch Alec scherte sich einen Dreck darum. Für ihn zählte nur das Hier und Jetzt. Die wirklich einschneidenden Erlebnisse seiner Vergangenheit konnte er gut unterdrücken und soweit in seinen Hinterkopf verbannen, dass man ihm nicht anmerkte, was er schon alles durchgemacht hatte.

 

Ein Schrei einer Möwe holte Alec aus seinen Tagträumereien und er hob den Kopf. In der Zeit in der er sich einfach trieben liess war er ein gutes Stück vom Strand weggetragen worden. Die Strömung unter ihm war wohl doch reissender gewesen als er angenommen hatte. Er schwamm zurück ins seichte Gewässer und stand auf. Seine Füsse gruben sich in den kühlen Sand und die einzelnen Körner glitten um seine Zehen hindurch. Er hob seinen rechten Fuss an und der Sand rieselte zurück auf den Meeresboden. Alec streckte sich ausgiebig, reckte seine Arme in die Höhe und watete ans Ufer. An Land angekommen klebte der Sand an seinen Füssen und das Wasser tropfte von seinen Boxershort. Alec schüttelte den Kopf und kleine Tropfen spritzen um ihn herum. Mit zerzausten Haaren lief er zu einem Felsbrocken und liess sich darauf nieder. Er stützte sich mit den Händen hinter sich ab und liess den Kopf sinken. Durch die Dehnung löste sich langsam die Verspannung in seinem Nacken und den Schultern. Ein warmer Wind wehte um ihn herum liess einige Blätter mit sich tanzen. Die Sonne tat ihren Auftrag und liess die Wassertropfen auf Alec`s Haut trocknen. Seine Hose war noch feucht, als er sich von den Felsen erhob und einen nassen Abdruck darauf hinterliess. Alec schlenderte den Strand entlang und betrachtete die in der Luft kreisenden Möwen.

Er war nun länger hier gewesen als er eigentlich vor gehabt hatte, doch im Grunde war es ihm egal. Nach der Anspannung der letzten Tage und dem Rausch vom Alkohol hatte ihm das lange Bad gut getan. Er fühlte sich nun wieder frisch und auch seine Kopfschmerzen waren fast gänzlich verschwunden, nur noch ein feines Pochen seiner Schläfen konnte Alec noch spüren.

Der junge Mann hüpfte einmal von rechts nach links und wieder zurück. Am späten Nachmittag begann Alec`s Tageszeit in der er zur Höchstform auflief. Sein Haar wippte in den gleitenden Bewegungen und Alec riss sein Bein in die Höhe, stiess es zur Seite und zerschlug seinen unsichtbaren Gegner. Nun wieder auf beiden Beinen stehend schwang er seine Arme und suchte den Strand nach seinen verstreuten Kleiderstücken ab. Er fand seine beiden Socken vor einem grossen Stein, gleich neben seinen Schuhen, die Hose mitten auf dem Strand und sein Shirt weiter hinten an einem Dornenbusch hängend. Er streifte sich die Klamotten über, zog Socken und Schuhe an und machte sich gut gelaunt zu seinem Lieblingsgefährt, seiner alten Karre auf.

Ein paar Blätter waren auf die ledernen Sitze seines Autos gefallen, welche Alec mit einer flotten Handbewegung wegwischte. Als er einen Kotflecken eines Vogels auf der Motorhaube entdeckte, schwand seine gute Laune gleich wieder und eine Ader auf seiner Stirn trat hervor. Genervt kramte Alec ein Taschentuch, ein Desinfektionsmittel und einen Glanzspray aus dem Fach vor dem Beifahrersitz. Mit einigen desinfizierenden Spritzern auf dem Taschentuch putzte Alec den Kot von dem schwarzen Lack. Er faltete das Tuch einmal in der Mitte und wischte mit der sauberen Seite nochmals darüber, nachdem er mit dem Glanzspray über die betroffene Stelle gespritzt hatte. Zufrieden betrachtete er die glänzende Motorhaube und öffnete die Autotür. Alec setzte sich ans Steuer, startete den Motor und die Reifen rollten über die trockene Erde davon, in die Schatten der Bäume.

 

Während die Reifen über den unebenen Weg sausten, überlegte sich Alec ob er vielleicht nochmals bei Danne vorbeischauen sollte. Ein paar dankende Worte für die Reparatur seines Chevrolets könnten ja eigentlich nicht schaden. Er kniff die Augenbrauen zusammen und durchdachte die Idee nochmals, als ihm die Szene mit dem Alkohol einfiel. „Wäre wohl nicht ratsam jetzt bei ihm aufzutauchen. Immerhin hat er sich aus dem Staub gemacht… Macht er ja immer, wenn er einem Konflikt aus dem Weg gehen will! Naja, ich will ihn ja nicht provozieren. Ich lass es für heute gut sein.“

Sein knurrender Magen machte sich bemerkbar und Alec beschloss noch einen Abstecher in den Supermarkt zu machen, bevor er nach Hause fuhr. Da der Tankstellenshop gerade am Weg lag machte er dort halt und betrat den Laden. Kühle Luft umhüllte ihn, als sich die automatische Tür hinter ihm wieder verschloss. Vor ihm ragten hohe Regale voller Lebensmittel in die Luft und links von ihm war eine Kühltruhe mit Fleisch.

„Ein feines Steak mit Rahmsauce, Petersilie, gedämpfte Tomaten und Nudeln soll`s heute sein.“ Er griff beherzt in die Kühltruhe und tastete nach einem besonders dicken Schweinesteak und klappte den Deckel wieder zu. Da Alec einen Korb vergessen hatte, drehte er sich nochmals zur Eingangstür um und nahm sich einen grauen Plastikkorb mit einem hellgrünen Henkel. Er legte das verpackte Fleischstück hinein, schritt vorwärts zur Getreideabteilung und nahm sich zwei Packungen Eiernudeln vom Regal. Auf dem Weg um sich Milch zu holen, hielt er noch kurz bei den geschnittenen Petersilien und den Tomaten, nahm sich ein Glas von beidem und legte danach auch gleich vier Packungen Milch und ein Fläschchen Rahm behutsam hinein. In zügigem Tempo verliess Alec die Regale und stellte sich bei der wartenden Schlange an der Kasse hinten an. Nach guten fünf Minuten konnte er seine Ware auf das Rollband legen und verstaute den Korb vor dem Kassenbrett.

Die Verkäuferin an der Kasse grüsste freundlich und sagte: „Das mach alles zusammen 7‘220 Yen.“ Alec schaute sie verdutzt an und durchsuchte anschliessend seinen Geldbeutel. Sein Blick verdüsterte sich. „Alles in Ordnung?“, fragte die Verkäuferin. „Ja… Alles klar.“ Alec gab ihr 7‘500 Yen und er hielt das Retourgeld von 280 Yen. Bedrückt betrachtete Alec nochmals seinen Geldbeutel und stellte fest, dass sein Geld vielleicht noch bis Ende nächster Woche reichen würde, bis er Pleite ging. Er stopfte die Esswaren in einen Plastiksack, verliess den Tankstellenshop und legte ihn auf die Rückbank. Er schloss die Autotür mit einem sanften Schoss und setze sich vor das Steuerrad. Mit immer lauter knurrendem Magen rollte der Wagen an und Alec fuhr nach Hause.

 

Seine Laune wurde immer besser, wenn er an sein Abendessen dachte, welches er sich gleich zubereiten würde. Im lief das Wasser im Mund zusammen, während er seine Karre in der engen Gasse parkte und freudig seine Tüte von der Rückbank packte, das Auto verschloss und die Stufen zu seiner Wohnung hinauf hastete. Alec entriegelte die Wohnungstür, trat ein, streifte sich die Schuhe von den Füssen, knallte die Schlüssel auf die Kommode nachdem er die Tür wieder verschlossen hatte und lief in die Küche.

Alec zog eine Bratpfanne aus der Schublade, gab einige Tropfen Öl hinein und während sich das Öl erhitze, füllte Alec eine weitere kleine Pfanne mit lauwarmem Wasser, streute Salz hinein und stellte sie ebenfalls auf eine heisse Herdplatte. Kurze Zeit später war das Öl erhitzt und Alec gab die geschnittene Petersilie bei. Während diese vor sich hin brutzelte, stellte Alec den Backofen ein, würzte das Fleisch mit Senf, Pfeffer und Salz und liess nun auch die Eiernudeln ins kochende Wasser fallen. Die Petersilie war nun geröstet und gab einen würzigen Geruch an die Luft ab. Mit den hölzernen Stäbchen legte Alec das Steak in die Pfanne, worauf ihn einige Ölspritzer im Gesicht trafen und er das Gas hinunter schraubte. Er wischte sich das Öl mit einem Tuch weg und legte die Tomaten in einen Glasbehälter, füllte ihn mit ein wenig Wasser, gab nochmals Salz und Pfeffer über die Tomaten, legte einen ebenfalls gläsernen Deckel darüber und legte sie in den vorgeheizten Backofen.

 

Nun musste er warten. Alec öffnete ein Fenster um den Dampf aus der Küche entfliehen zu lassen. Er nahm sich Messer, Gabel und ein strohiges Tischset aus einer Ziehschublade legte alles zusammen auf den Tisch im Wohnzimmer und nahm sich ein Bier aus dem Kühlschrank, nachdem er die vier Milchpackungen darin verstaut hatte. Er öffnete die Dose, nahm einen kräftigen Schluck und stellte sie ebenfalls auf den Wohnzimmertisch. Alec ging erneut in die Küche um das Fleisch einmal zu wenden und um in der Pfanne mit den Nudeln zu rühren. Zurück im Wohnzimmer schlug er das Heftchen mit dem Fernsehprogramm auf und suchte nach einem geeigneten Film. Nach kurzem Suchen hatte er noch nichts gefunden, schlug es wieder zu und kniete vor seinem Möbel, auf dem der Fernseher stand, nieder und öffnete es. Darin offenbarte sich eine grosse DVD-Sammlung und Alec zog „The Fast an the Furious“ heraus. Er schob die Platte in den Rekorder und schaltete den Fernseher ein. Alec legte die Fernbedienung zurück auf den Tisch und rührte in der Küche erneut in den Pfannen. Das Fleisch war nun fast durch und er goss ein wenig Rahm in die Bratpfanne und nachdem das Zischen verklungen war streute er nochmals Salz, Pfeffer und etwas Paprika hinein. Von den Bratrückständen und dem Rahm ergab sich nun eine hellbraune Rahmsauce. Alec probierte eine Nudel, nickte zufrieden und liess das Wasser ab. Er schöpfte sich eine grosse Portion, schaufelte sein Steak auf den Teller und schüttete mit einem Löffel Rahmsauce über Nudeln und Fleisch. Er öffnete den Backofen, entnahm zwei gedämpfte Tomaten, nachdem ihm ein Schwall von Dampf ins Gesicht geschossen war und schaltete Backofen und Herd ab.

 

Mit dampfendem Teller schlenderte er ins Wohnzimmer, legte sich ein Kissen in den Rücken, nahm sich den Teller auf den Schoss, griff nach der Fernbedienung und startete den Film.

 

Genüsslich schnitt er ein Stück Fleisch ab und schob es sich in den Mund. Zufrieden mit seinem Gericht kaute er im Takt der Musik und stellte den Fernseher nochmals etwas lauter. Die Nachbarn kümmerten ihn nicht…

Bei einer spannenden Actionszene, als die Autos gerade ein wildes Rennen veranstalteten und als die eine Karre fast zwischen seinem Gegner und der Wand zerquetscht wurde, zuckten Alec`s Augen und sein Körper war vollkommen angespannt. Beim Crash weiteten sich seine Augen wieder und er musste verschmitzt grinsen. Er schob sich eine Nudel in den Mund und so verging der Abend und es war schon nach Mitternacht, als Alec den Fernseher abschaltete und das Geschirr in die Küche brachte. Zum Abwaschen hatte er keine Lust mehr, stand noch kurz unter die Dusche und zog sich anschliessend eine Unterhose und eine Trainerhose an und stieg ins Bett. Er löschte die Lichter und nach einigem hin und her, auf welcher Seite es sich besser liegen liess, war er auch schon eingeschlafen.

 

 

Am nächsten Morgen wurde er gegen Mittag von einem Sonnenstrahl, der direkt auf seine Augen schien, geweckt. Schläfrig wuschelte er sich durch die Haare, streckte sich und schlug die Bettdecke zur Seite. In der Küche schenkte er sich ein Glas Wasser ein und leerte es in einem Zug. Danach schob er sich ein grosses Stück Brot in den Mund und schlenderte ins Bad, während er genüsslich darauf herum kaute. Als er in den Spiegel blickte, beschloss er sogleich zu duschen. Er sah fürchterlich aus; Das Haar stand in alle Richtungen, dunkle Augenringe hatten sich gebildet und er war kreide bleich.

Er zog sich Hose und Unterhose miteinander aus, stieg in die Dusche und drehte den Hahn an. Das kalte Nass liess seine Lebensgeister erwecken und er blieb so einige Zeit mit dem Gesicht unter dem Wasserstrahl stehen. Langsam beschlich ihn der Gedanke, dass er wiedermal einen Auftrag annehmen sollte um Geld zu verdienen. Es war schon Ende Monat, Zeit dass die Rechnungen ins Haus trudelten. Alec shampoonierte sich Körper und Haare ein, spülte das Shampoo anschliessend runter und drehte den Wasserhahn ab. Mit dem Frottiertuch strich er sich über die Haut und rubbelte seine schwarzen Haare fast trocken. Mit der Hand strich er sie nach hinten, sprayte sich Axe Alaska Deo unter die Achseln und lief in den Gang um seine Klamotten aus dem Schrank zu holen. Er fischte sich frische grau-weiss-karierte Boxershort, eine schwarze, weite Stoffhose mit einer Menge Schnallen und Säcken, schwarze Socken und ein enganliegendes weisses Trägershirt, heraus und streifte es sich über.

 

Alec lief durch das Wohnzimmer, öffnete alle Fenster, ging in die Küche und ins Schlafzimmer und tat das Selbe. Während seine ganze Wohnung durchgelüftet wurde, wusch Alec das Geschirr vom Vorabend ab und putzte die Küche und das Badezimmer mit Lappen, Wasser, Seife und Poliermittel. Im Appartement breiteten die Putzmittel einen frischen blumigen Geruch aus. Der junge Mann holte einen kleinen Staubsauger aus dem Putzschrank, steckte das Kabel in die Steckdose und liess das Sauggerät aufheulen. Mit grosser Präzision saugte der Staubsauger unter jedem Möbel, hinter jedem Gegenstand und in jeder Ecke den Dreck weg und als er verstummte, fand Alec eine frisch geputzte und glänzende Wohnung wieder. Zufrieden verstaute er den Staubsauger wieder im Schrank, schloss die Fenster, strich sich durch die kurzen schwarzen Haare und zog sich dann seine Turnschuhe an. Er nahm ein schwarzes Chilet von der Garderobe, warf es sich über, liess es aber offen, griff nach einer Pistole in der Kommode neben der Tür, stopfte in eine seiner vielen Hosentaschen und nahm die Schlüssel in die Hand. Mit einem prüfenden Blick zurück durch den Flur, entriegelte Alec die Eingangstür, schlüpfte hindurch und schloss gleich wieder ab.

 

Es war bereits vier Uhr nachmittags und Alec hatte vor Danne einen Besuch abzustatten um sich für die Autoreparatur zu bedanken. Lässig lief er die Treppenstufen hinunter und wollte die Wagentür seines Chevrolet Impalas öffnen, als ihm zwei Männer auffielen, die prüfend um seinen Wagen schlichen. Alec`s Auge zuckte und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Gereizt liess Alec seinen Schlüsselbund um den Zeigefinger drehen und lief auf die Männer zu. Einer von ihnen blickte auf und Alec erkannte das Gesicht des einen Mannes, der einige Zeit zuvor in dem Tankstellenkiosk den Verkäufer bedroht hatte. Der zweite, etwas schmälere Mann strich sich mit der flachen Hand über die Nase und liess die Luft durch die Zähne pfeifen.

„Was wollt ihr? Weg von meiner Karre!“, rief Alec. Die Männer schauten sich feixend an und der eine, welcher Alec zuerst bemerkt hatte, wollte sich mit der Hand auf dem polierten Lack des Autos abstützen. Blitzschnell machte Alec einen Satz nach vorne, packte seine Hand und drückte sie zur Seite. „Verpisst euch…“, sagte Alec mit ruhiger drohender Stimme. „Du bist doch Alec Shay, nicht?“, antwortete der Mann. Alec sah die Männer forschend an und meinte: „Und wenn es so wäre?“ „Bist du`s oder bist du`s nicht?“, fragte der andere. Alec zückte seine Pistole und drückte sie dem festeren Mann unters Kinn. Dieser grinste nur und stellte fest: „Also bist du es. Wir hatten also doch recht. Du hast uns beobachtet als wir im Kiosk waren stimmt`s?“ Alec nickte kurz und sein Griff um das Handgelenk des einen Mannes verhärtete sich. Die Männer sprachen von der Szene, als sie den Verkäufer bedroht hatten, ihnen ein kleines Päckchen zu geben und der Verkäufer war sichtlich verängstigt gewesen. „Was wollt ihr?“, wiederholte Alec. „Wir können mit unseren Beobachtern nur nicht zu fahrlässig umgehen. Also wenn es sich herausstellt, dass du zu viel weisst, wirst du den nächsten Morgen nicht mehr erleben…“ Bei diesen Worten lachte Alec schallend auf. „Als ob ich es nötig hätte, mich um euch Gedanken zu machen. Seit ihr von White Deer oder was? Dann würdet ihr mich vielleicht etwas interessieren. Aber so? Es kümmert mich nicht was ihr vorhabt und was nicht. Ist eure Angelegenheit und nicht meine!“ Nun kicherte der Mann, wessen Arm Alec festhielt. „Du kommst dir schon sehr mächtig vor. Aber du hast recht. Es braucht dich nicht zu interessieren was wir tun. Aber wir gehören nicht zu White Deer. Wir bahnen uns unseren Weg auf unsere Weise. Wir brauchen nicht das Wohlwollen der Bevölkerung zu erhalten. Uns schert die Meinung anderer nicht, aber wir machen auch mit solchen Leuten Geschäften, sofern es sich lohnt.“ Nun war Alec`s Interesse geweckt. „Also arbeitet ihr doch mit White Deer zusammen?“ „Nicht direkt. Wir verfolgen zur Zeit nur das selbe Ziel.“ „Und das wäre?“, wollte Alec wissen. „Das geht dich einen ebenso feuchten Dreck an, wie jeder andere auch.“ Mit diesen Worten riss er sich von Alec`s Griff los und die beiden Männer verschwanden. Alec liess die Hand sinken und legte den Kopf schief. „Komische Typen… Aber ich werde sie sicher nicht das letzte Mal gesehen haben.“ Er stieg in seinen Wagen ein und brauste zu Danne`s Bar Dark Poker.

 

Vorsichtig drückte Alec die Tür zur Bar auf und suchte den Raum nach Danne ab. Es war stickig und einige Männer sassen auf den Hockern vor dem Tresen. Alec war erstaunt, wie sauber es inzwischen wieder war und dass er nur noch vereinzelte Glassplitter sehen konnte. Danne hatte wohl ganze Arbeit geleistet und war sicher die ganze Nacht wach gewesen und hatte seine Bar wieder auf vorder man gebracht.

Ein leichtes Schuldgefühl kam in Alec`s Brust auf, als ihn schon ein harter Schlag im Gesicht traf und ihn das Gleichgewicht verlieren liess. Er stürzte gegen einen bärtigen Mann mit kahlen Stellen in seiner Haarpracht und einen gigantischem Bierbauch. Dieser schubste Alec zurück und brummte etwas Unverständliches in seinen Bart. Alec kauerte nun am Boden und rieb sich die Wange. Seine Augen wurden durch die Lampe an der Decke geblendet und er erkannte nur eine breite Gestalt, die sich über ihn gestellt hatte und das Bein hob. „Du verdammter Scheisskerl! Du Wichser! Du kleines niederträchtiges Stück Dreck!“, schrie Danne und stampfte mit dem Fuss auf Alec`s Bein, Bauch und Hüfte ein. „Du verlogenes Arschgesicht! Wie kannst du es wagen, meine Bar in einen Saustall zu verwandeln, den halben Vorrat zu plündern und dann mit der reparierten Karre, ohne Danke zu sagen, abzuhauen?!“ Mit einem weiteren Tritt in Alec`s Rückgrat hielt Danne schnaufend inne. Bevor dieser zu einem neuen Schlag ausholen konnte, rappelte sich Alec auf und trat ein Schritt zurück. Er hob die Hände beschwichtigend nach oben und musste zuerst einem Faustschlag ausweichen, bevor er reden konnte: „Wie hätte ich mich für die Reparatur bedanken sollen, wenn du dich verzogen hast?“ „Ich mich verzogen? Bevor ich dir alle Knochen gebrochen habe?! Glaubst du das wirklich?“ „Naja… Du warst jedenfalls nicht da, also dachte ich, du wärst dich abreagieren gegangen...“ Danne schrie noch lauter: „Muss ich mich denn zuerst bei einem besoffenen Wichser abmelden gehen, bevor ich kurz pissen gehen kann?“ Alec`s Augen weiteten sich. „Oh… Ich ähm… Ich wusste nicht, dass du…“ „Ja, das habe ich jetzt auch festgestellt, dass du es offenbar nicht mitgekriegt hast!“ Alec kratze sich verlegen am Hinterkopf. Seine Vermutung, Danne wäre nicht mehr so wütend, nachdem er darüber geschlafen hatte, war gescheitert. „Wie hätte er sich auch abreagieren sollen… Hat wahrscheinlich die ganze Nacht seinen Schuppen renoviert und den Vorrat aufgefüllt.“, dachte Alec. „Öhm… Sorry. Tut mir echt leid, dass ich… Dass ich so viel gesoffen habe und mich nicht bei dir bedankt habe. Dankeschön für das Reparieren meines Wagens.“, beschwichtige Alec Danne. Der Blondschopf schnaubte. Doch seine Augen blickten nicht mehr ganz so finster und auch seine Faust lockerte sich. Die schlimmste Phase hatte Alec überstanden, aber er wusste, das Thema war noch nicht gegessen. „Bitte. Aber für den Schaden den du in meiner Bar angerichtet hast, wirst du Busse zahlen!“, befahl Danne. „Aber ich habe gar kein Geld!“, antwortete Alec, „ich habe gerade noch genug um mich über die Runden zu bringen.“ „Dann verdien dir was! Ich habe auch schon einen Auftrag für dich. Es springt einen recht grossen Betrag dabei heraus. Eine Million Yen.“ Alec begann breit zu grinsen und machte einen Hüpfer. „Nicht so schnell mein Lieber. Drei Viertel trittst du an mich ab, für die Auffrischung meines Alkohollagers, die Arbeit die ich dafür hatte und haben werde, und ein bisschen Schadenersatz.“ Alec`s Grinsen verschwand und ein dunkler Schatten legte sich über Alec`s Augen. „Drei Viertel?“, meinte er langsam. Danne nickte. „Und keinen Yen weniger!“ Alec seufzte und dachte: „Wenn er nur nicht so viel getrunken hätte… Dann wären seine Geldsorgen für die nächsten paar Monate gestrichen gewesen. Aber Alkohol war teuer und auch die Türe musste renoviert werden. Dies kostete schon einiges und eigentlich hatte er es ja verdient.“ Er rollte die Augen, nickte aber einwilligend. Danne war zufrieden. „Nun musst du dir aber auch noch anhören, um was sich es bei dem Auftrag handelt.“ Alec spitze die Ohren.

 

„Am Stadtrand von Hiroshima gibt es ein Rotlicht Milieu. Dort lebt ein älterer Mann namens Kenzo Yamada. Er soll um die 45 Jahre alt sein und beherbergt einige papierlose Nutten in seinem Lokal. Yamada soll mehrere Kilo „Salvia divinorum“ jährlich nach Japan importieren und exportieren. Stell sicher, dass der Stoff regelmässig abgefangen wird und an Sherman Tank Hoopti Rida kurz gesagt Rida, umgeleitet wird. Niemand kennt seinen richtigen Namen und nur die engsten Vertrauten kennen sein Gesicht. Also mach dich auf was gefasst. Erledige deinen Job regelmässig. Es können mehrere hundert Millionen Yen dafür herausspringen, falls du deine Sache gut machst! Ich beziehe nur drei Viertel von deinem ersten Gehalt ab. Den Rest kannst du für dich beanspruchen. Daher kommt es auf dich drauf an, wie du die Umleitung regelst, wie lange du es machen will und wie viele Leute du darin involvierst. Allerdings wird Rida nicht ruhen, bis er dich und deine engsten Bekannten mit abgezogener Haut und zerstückelt in den Pfannen seiner Küche kochend sieht, falls du einen Fehler machst.“ Alec Schluckte. Er dachte über die Summe nach, und über die Gefahren, die dieser Auftrag mit sich bringen könnte. Jedoch konnte er dem Geruch nach Geld und dem Gedanken, dass er, wenn er wollte, nie mehr nach einem neuen Auftrag suchen musste, nicht wiederstehen. „Geht in Ordnung. Ich nehme den Auftrag an. Soll dieser Kenzo Yamada seinen Stoff nur schicken!“ Danne nickte, holte einen gefalteten Vertrag aus seiner Jackeninnentasche und drückte ihn Alec in die Hand. „Lies ihn gut durch, unterschreibe und gib ihn mir morgen ausgefüllt zurück. Ich werde ihn an Rida weiterleiten lassen. Und vergiss nicht… Ich gehöre auch zu deinen engsten Bekannten. Also mach keinen Fehler, sonst zieh ich dir schneller die Haut ab, als er dich finden kann!“ Danne zwinkerte, Alec presse die Lippen fest aufeinander und seine Augenlieder zuckten. „Klar doch. Allerdings würde es mich reizen, einen Fehler zu machen, nur um zu sehen, wie Rida dich zuerst findet, und dich in seinem Magen verdauen lässt.“, meinte Alec. Danne boxte Alec an die rechte Schulter und sagte: „Pass bloss auf. Du unterschätzt meine Schächt-Künste.“ Alec schnaubte und lachte. „Komm, ich offeriere dir eine Flasche gebrannter Birnenschnaps.“, fügte Danne hinzu und zog Alec zur Bar und goss die goldene Flüssigkeit in ein kleines Gläschen, welches er aus dem Schrank hinter den Tresen genommen hatte. „Dies wird wieder eine lange Nacht werden…“, flüsterte Alec vor sich hin und leerte schon das erste Gläschen des heutigen Abend mit einem Zug.


Fortsetzung folgt...

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